Zur Lage

Der Januar ist wohl der ätzendste aller Monate. Spätestens wenn der Weihnachtsbaum aus dem Wohnzimmer geflogen ist, ist es endgültig vorbei mit der Festlichkeit und Gevatter Alltag versucht uns zu umschlingen. Wobei es für mich nun schon der zweite Januar ist, der sich nicht so alltäglich gestaltet. Immer noch Pandemie, immer noch Kurzarbeit. Zwar kein Lockdown, der uns den Hotelbetrieb untersagen würde aber immer noch de facto Lockdown für uns da schlichtweg keine Buchungen kommen. Für Ende Januar sah es zwischenzeitlich ganz gut aus aber nach der Absage der Boot-Messe haben sich die bestehenden Buchungen ganz schnell in Luft aufgelöst. So mancher kapiert das gar nicht. „Aber Hotels dürfen doch aufmachen. Die sind alle voll und haben sogar die Preise erhöht.“, habe ich schon zu hören bekommen. Für Hotels im Allgäu oder an der Ostsee mag das zur Urlaubszeit stimmen. Für ein Drei-Sterne-Hotel in der Großstadt aber nicht. Zu uns kommen unter der Woche in der Regel Geschäftsleute aus der mittleren Managementebene, die gute aber günstige Übernachtungen suchen. Genau in dieser Zielgruppe wird aber immer noch an Geschäftsreisen gespart. 20 Monate Home-office haben gezeigt, dass es sehr oft auch ohne zeit- und kostenaufwändige Reiserei funktioniert. Diese Erkenntnis wird auch die Pandemie überdauern. An den Wochenenden haben wir zum größten Teil Paare oder kleinere Gruppen, die einen kleinen Städtetrip unternehmen, zu Gast. Nun hat sich aber allgemein herumgesprochen, dass es einfach noch nicht wieder die richtige Zeit für solche Lustreisen ist. Von dieser Erkenntnis sind einzig die Holländer ziemlich unbeeindruckt. Denen ist das alles egal und so ergab es sich, dass wir an den Adventswochenenden zu bestimmt 90% Gäste von eben da im Haus hatten. Die sind ja bekanntermaßen auch regelrecht besessen von Weihnachtsmärkten. Nun kann jedes noch so ambitionierte Stadtmarketing aber die Weihnachtsmärkte nicht bis Ende Januar verlängern. Also sperren wir halt wieder zu. So what!

Etwas größere Anziehungskraft übt Düsseldorf z.Z. auf Demonstranten aus. Gestern fand hier bereits die dritte Demonstration in diesem Jahr von, ja von wem eigentlich, statt? Die veröffentlichte Meinung stuft sie als Impfgegner, Coronaleugner und letztlich als Nazis ein. Auf Twitter wird in der Regel erst gar nicht mehr abgestuft. Da spricht man nur von Idioten, Vollpfosten und natürlich wieder Nazis. Ich wollte mir diese Leute mal mit eigenen Augen anschauen und habe meine nachmittägliche Gassirunde mit dem Hündchen in Richtung Johannes-Rau-Platz gemacht, wo sich der Demonstrationszug aufbauen sollte. Schon bald fiel mir auf, dass recht viele Leute zielstrebig in Richtung eben dieses Platzes unterwegs waren. Dem äußeren Anschein nach hätten die genau so gut einen Marathonlauf, ein Grönemeyer-Konzert oder eine Ver.di-Demo ansteuern können. Am Kundgebungsplatz selbst fielen mir dann ein halbes Dutzend Deutschlandfahnen auf. Nicht nur mir sondern auch dem Veranstalter. Die Fahnenträger wurden per Durchsage aufgefordert, ihre Banner wieder einzupacken da es sich nicht um eine patriotische Veranstaltung handele. Wie ich später lesen konnte, war das eine Gruppe AfD-ler und natürlich hatten sie ihre Fahnen später wieder ausgerollt. Dieses Problem ist natürlich nicht neu. Als ich 1990 gegen den ersten Irakkrieg demonstrierte, tat ich das letztlich auch gemeinsam mit Anhängern der DKP, MLPD und der Sozialistischen Deutschen Arbeiterjugend. Unappetitlich aber letztlich nicht zu verhindern wenn man sich von solchen Wirrköpfen nicht vertreiben lassen will. Trotzdem hätte ich mir gestern nicht vorstellen können, mich dem Demonstrationszug anzuschließen. Ich halte die Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung im Großen und Ganzen für angemessen. Ich habe auch keine Angst vor den Impfungen. Etwas Angst macht mir allerdings wie mit denen umgegangen wird, die sich nicht impfen lassen wollen und eine Impfpflicht lehne ich kategorisch ab. Ein Rinderbaron mag darüber entscheiden dürfen was mit seinen Rindviechern gemacht wird aber ein Staat darf niemals das Recht auf körperliche Unversehrtheit seiner Bürger angreifen.

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