Eurovision Song Contest 2021

Der magische Abend naht und pandemiebedingt habe ich Zeit genug, meine Einschätzungen und Prognosen abzugeben. Die Buchmacher sind sich nicht ganz einzig, wer der wirkliche Favorit ist und mir geht es da nicht anders. Es sind einige Acts als Sieger 2021 denkbar und das steigert die Vorfreude natürlich noch zusätzlich. Zur Orientierung habe ich zu jedem Beitrag die Wettquote (Stand Freitagnachmittag) angegeben. Falls Protestanten oder sonstige Spaßverweigerer mitlesen: angegeben ist jeweils der auszuzahlende Betrag bei einem Einsatz von 1€.


Zur Einstimmung hier jetzt der legendäre Showact „Love, love, peace, peace“ aus dem Jahr 2016. Darin wird uns der ultimative Weg zum sicheren ESC-Triumph erläutert. Viel Spaß!


01 Zypern: Elena Tsagrinou – El Diablo (101)

Ein perfekter Opener. Elena räkelt sich in einem hautfarbenen Minikleid mit reichlich Perlentand auf der Bühne und nimmt Anlauf zum extrem eingängigen Refrain. Das hat man so oder so ähnlich zuletzt zigfach im Autoradio gehört. Es verschreckt also niemanden durch unerwartete Finessen oder gar Anspruch und bringt die Feierwütigen unter uns schnell auf Betriebstemperatur. Auch die Werksfeuerwehr wird hier direkt mal zu erhöhter Aufmerksamkeit animiert. Nicht das letzte Mal, dass am heutigen Abend Flammen lodern werden. Warnend sei noch angemerkt, dass „El Diablo“ natürlich dem Satanismus das Wort redet. Ich würde es also nicht riskieren wollen, dafür abzustimmen.

Platz 10 bis 16

02 Albanien: Anxhela Peristeri – Karma (1000)

Hier wird das modische Thema aus der Eröffnungsnummer konsequent fortgeführt. Auch Anxhela setzt auf Plastikperlen und Haut, greift vorsichtshalber aber zu einem hautfarbenen Gymnastikanzug. Sie möchte hier dem Verdacht vorbeugen, als Gallionsfigur der albanischen Orangenindustrie aufzutreten. Smarter Move! Das musikalisch Dargebotene irllichtert ziellos vor sich hin, untermalt von leicht ethnomäßig angehauchten Elementen. Fraglich, wer dafür anrufen soll.

Platz 18 bis 24

03 Israel: Eden Alene – Set Me Free (301)

Ich habe einen ziemlich ausgeprägten Hang zu den israelischen Beiträgen. Das ist vor allem in dem immer noch fantastischen Auftritt von Boaz im Jahr 2008 begründet. Zugegeben, oft bringt Israel auch ziemliche Grütze. In ihren besseren Jahren schaffen sie es aber immer wieder perfekt, orientalische Elemente mit zeitgemäßem Sound zu verbinden. Das ist 2021 auch so. Eine Top-Produktion, international absolut wettbewerbsfähig. Dabei merkt man Eden Alene zu jeder Zeit an, dass sie Spaß an der ganzen Sache hat. Es war schon goldig zu sehen, wie sehr sie sich über den Einzug ins Finale gefreut hat.

Platz 7 bis 13

04 Belgien: Hooverphonic – The Wrong Place (1000)

Hier brechen wir erstmals ein wenig aus dem erwartbaren Schema aus. Peter Urban konnte mich im Halbfinale darüber informieren, dass es sich bei Hooverphonic um eine seit 25 Jahren existierende „Indie-Band“ (hat er wirklich so gesagt) handelt. Ich hatte den Namen schon mal gehört, irgendeine Vorstellung von der Band oder Musik hatte ich aber nicht. Der Song ist einigermaßen angenehm, hat aber Probleme, sich in meinen Gehörgängen festzusetzen. Den größten Spaß habe ich noch daran, auf den moppeligen Schlagzeuger mit der hohen Stirn zu achten. Die Nummer wird im Voting ziemlich untergehen.

Platz 20 bis 26

05 Russland: Manizha – Russian Woman (270)

Dass der russischen Frau ein musikalisches Denkmal gesetzt wird, ist längst überfällig. Ständig den grenzkomatösen Gatten aus der Gartenlaube zu tragen ist nämlich auch kein Kinderspiel. Schön auch, dass das obligatorische ESC-Trickkleid hier auf ein neues Level gehoben wird. Dieses Kleid ist nämlich begeh- und fahrbar! Ich vermute, es wird demnächst bei Lada in Serie gehen. Musikalisch ist die Nummer bewusst skurril gehalten. Wortakrobatik, die nur von Peter Urban als Rap bezeichnet wird, mündet hier in einen Agit-Choral. Es folgen einige Empowerment Slogans. Hört sich jetzt unsympathisch an, wird aber mit Augenzwinkern vorgetragen und kann so doch einigermaßen bei mir reüssieren.

Platz 8 bis 14

06 Malta: Destiny – Je me casse (7,8)

Dieser Song macht mich wahnsinnig! Ich mag den poppigen Part einigermaßen. Nicht übermäßig aber immerhin einigermaßen. Zwischendurch kippt die Nummer aber immer wieder in einen Teil, der mich an Alex swings, Oscar sings erinnert und an dieses Machwerk deutscher Provinienz aus dem Jahr 2009 habe ich nur die allerschlimmsten Erinnerungen. Keine Ahnung, was das soll. Das macht keinen Sinn und lässt den Song unnötig chaotisch erscheinen. Weitere Abzüge muss Malta hier kassieren weil es ein viel zu billiger Move ist, drei Jahre nach Netta wieder die Wuchtbrummen-Nummer abzuziehen. An dieser Stelle muss ich Destiny einen Rat geben, den ich auch jeder schlankeren Interpretin geben würde: Röcke bis zum Beckenknochen tun nichts für dich! Nach all meinem Gemecker dürfte längst klar sein, dass es sich hier um einen potentiellen Gewinner handelt.

Platz 1 bis 4

07 Portugal: The Black Mamba – Love Is On My Side (55)

Als ich den Song erstmals von CD hörte war ich wenig angetan. Die Stimme des Sängers ist nicht direkt schön zu nennen. Eher, nun ja…, auffällig. Dafür ist der Song nicht unbedingt auffällig zu nennen. Eher, genau…, schön! In Verbindung mit dem durchweg stilsicheren Auftritt kommt da was Tolles bei raus. Love Is On My Side ist mein absoluter Grower der Klasse von 2021. Man darf davon ausgehen, dass hier die Wertungen der Jurys recht hoch sein werden und auch das Publikum ist ja hin und wieder mit schlichten aber berührenden Songs zufrieden zu stellen. Wenn es dieses Jahr ein Dark Horse im Wettbewerb gibt, dann kommt es aus Portugal.

Platz 2 bis 8

08 Serbien: Hurricane – Loco Loco (251)

Der Name von Formation und Song macht unmissverständlich klar wohin die Reise gehen wird: nach Trashistan! Die drei Hupfdolls würde man mit ihren auf- und später vollgespritzten Lippen selbst in ihrem Heimatland als billig bezeichnen und das Liedchen steht dieser Kategorisierung in nichts nach. Eigentlich glaubte ich die Zeiten solcher Machwerke seien mittlerweile vorbei. Aber wenn ich ehrlich bin, würde mir dann auch wieder was fehlen.

Platz 20 bis 26

09 Großbritannien: James Newman – Embers (501)

Wenn Du als britischer Nachwuchsinterpret das Angebot bekommst, für das Vereinigte Königreich beim ESC anzutreten, darfst Du dich wie ein japanischer Kamikaze fühlen. Große Ehre, die mit tödlicher Sicherheit im künstlerischen Selbstmord endet. Also wird sich auch James Newman in absehbarer Zukunft einen anständigen Beruf suchen müssen. Zum Glück stehen einem mit dem Namen James Newman natürlich alle Türen offen. Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt: er steht zwischen zwei überdimensionalen Trompeten, wird von weiteren Blasinstrumenten angepustet und gibt dabei eine Art Uptempo-Nummer zum Besten. Nuff said.

Platz 22 bis 26

10 Griechenland: Stefania – Last Dance (290)

Ein Outfit, das die Siebziger Jahre umarmt und fraglos auch zu dem Auftritt von Silver Convention 1977 gepasst hätte. Musikalisch geht es hier naiv und unbedarft zu. Ein Liedchen, das niemandem wehtut. Man nimmt es eh nur am Rande wahr da das Hauptaugenmerk des Rezipienten auf die optischen Tricksereien mit der Videowall gelenkt wird. Die wirken jedoch wenig elaboriert. Da wollte wohl jemand mit den großen Hunden mitpinkeln ohne das Beinchen hochzukriegen.

Platz 14 bis 20

11 Schweiz: Gjon’s Tears – Tout l’univers (9,2)

Als ich vor wenigen Monaten erstmals das Video zu diesem Beitrag sah, war ich hin und weg. Da stimmte alles. Ein erhabener Song, eine fantastische Stimme und eine anrührende Story. Ich war mir sicher, damit den Sieger des Jahrgangs 2021 gesehen zu haben. Als ich dann Aufnahmen von den ersten Proben in Rotterdam sah, traf mich fast der Schlag. Man hat dieser großartigen Nummer den Zauber genommen! Der arme Gjon tut mir Leid. Da zwängt man den Jungen in einen unmöglichen Fummel mit Glitzer- und Rüschenmomenten und nötigt ihn auch noch zum Ausdruckstanz. Unterlegt wird das Ganze dann noch von einem Stroboskopgewitter, das selbst bei neurologisch unauffälligen Zuschauern einen epileptischen Anfall auslösen kann. Als hätte es die schweizerische Delegation darauf angelegt, den drohenden Sieg in letzter Sekunde abwenden zu wollen. Ich wäre sehr glücklich wenn Sie es nicht geschafft hätten.

Platz 1 bis 6

12 Island: Daði og Gagnamagnið – 10 Years (18)

Die sechs Isländer geben all denen eine Stimme, deren Tornister in der Schule immer umgetreten wurden. All denen, die beim Schulsport zuletzt gewählt wurden. All denen, von denen die coolen Typen nie anerkennend auf die Schulter geklopft haben. Die Mädels tragen Brillen und Frisuren wie die typische Kassiererin bei Aldi anno 1987. Die Jungs sind auch nicht viel schnittiger. Dazu erklingt eine mal zurückgenommene, dann wieder beschwingte Elektro-Dancenummer. Für sich genommen sind die Ingredienzen ungenießbar. In der Gesamtheit ergeben sie aber ein rundes Bild und lassen kaum einen Zuschauer ohne Schmunzeln um die Mundwinkel zurück.

Platz 6 bis 12

13 Spanien: Blas Cantó – Voy a quedarme (1000)

Dieser Beitrag funktioniert nur im Kontext der persönlichen Geschichte Blas Cantós, der zuletzt seine Großeltern verlor. Seine Großmutter starb an Covid 19. Diesen Verlust besingt er ohne übertriebenen Pathos und durchaus stimmbegabt. Letztlich bleibt es aber eine Powerballade, die dem ESC-Standard entspricht. Das ist immerhin deutlich mehr als den Spaniern zuletzt mit ihren Beiträgen gelungen ist. Ohne allzu despektierlich zu sein, kann man dem Zuschauer aber durchaus anraten, seinen Gang in die Keramikabteilung ungefähr auf Startnummer 13 zu legen.

Platz 14 bis 20

14 Moldawien: Natalia Gordienko – Sugar (1000)

Kommen wir nun zu einem unfreiwilligen Höhepunkt des Abends. Frau Gordienko ist bestimmt wahnsinnig talentiert. Ob in Finanzbuchhaltung oder Ikebana ist nicht erkennbar, in der Sparte Gesang ist sie es eher nicht. Immerhin gelingt es ihr aber am Ende des Liedes einen Ton über handgestoppte 15 Sekunden einigermaßen zu halten. Genug Zeit, dass sich die Tapete von der Wand abrollen kann. Mitautor des epochalen Textes ist Herr Gutseriyev, dessen Familie als die reichste Russlands gilt. Er betätigt sich als Wirtschaftsmagnat, Politiker und eben auch Songtexter. Klingt seriös, wenn Ihr mich fragt.

Platz 20 bis 26

15 Deutschland: Jendrik – I Don’t Feel Hate (1000)

Schön für Jendrik, dass er hassfrei durchs Leben gehen kann. Ich kann das nicht bei diesem Song. Das ist die totale künstlerische Kapitulation des NDR. Es ist höchste Zeit, dass die Verantwortlichkeit für das deutsche ESC Engagement in Hände kommt, die damit handwerklich gekonnt und gleichzeitig liebevoll umgehen. Nun ist es wie es ist und ich werde mich drei Minuten lang in Grund und Boden schämen.

Platz 22 bis 26

16 Finnland: Blind Channel – Dark Side (29)

Bedingt durch familiäre Verstrickungen bin ich Finnland in jeder Hinsicht zugetan. Der Abend, an dem sich nach und nach die Punkte für Lordi summierten, werde ich immer als meinen vielleicht schönsten ESC-Abend ever in Erinnerung behalten. Wenn immer wieder besonders landestypische Beiträge gefordert werden, stimme ich dem zu und genau das tut Finnland. Mag komisch klingen aber neben Tango ist Heavy Metal mittlerweile wirklich eine Art Kulturgut in Finnland. Kein Land weist in Relation zur Einwohnerzahl mehr Rockbands auf und darum ist es absolut nachvollziehbar, dass immer wieder entsprechende Acts für Finnland antreten. Trotzdem habe ich was zu mäkeln. Dieser Song kommt schlichtweg 20 Jahre zu spät. Nun ist er zu old-school um noch zeitgemäß zu sein und noch nicht old-school genug um schon wieder retro zu sein. Hinzu kommt, dass eine eröffnende Textzeile „Move your middle-finger up in the air“ bestenfalls infantil zu nennen ist. Eigentlich eher peinlich. Ungünstig ist auch, dass ITA einen Titel ähnlicher Machart schickt aber dazu später mehr.

Platz 10 bis 16

17 Bulgarien: Victoria – Growing Up Is Getting Old (95)

Es gab 2021 zwei Songs, die sich deutlich bis dreist bei Billie Eilish bedient haben. Der bessere von beiden war der rumänische, der aber ob totaler Überinszenierung zurecht im Semifinale gescheitert ist. Der etwas schlechtere ist nun dieser hier, der aber ansprechender auf die Bühne gebracht wird. Den Zuschauern wird diese zurückhaltende Nummer nach den finnischen Krachmachern gerade recht kommen. Victorias Outfit verstehe ich allerdings nicht. Ist das ein Schlafanzug? Warum nicht ein hautfarbenes Minikleid mit Glitzerperlen? Spaß. Sie trägt das Lied schon eindringlich vor. Nur nehme ich ihr die jugendliche Ritzerin nicht so ganz ab.

Platz 6 bis 12

18 Litauen: The Roop – Discoteque (71)

Litauen hat eine beachtliche Konstanz darin entwickelt, so richtig schön schlechte Beiträge zu entsenden. Das kann man 2021 aber wirklich nicht behaupten. Diese drei Minuten elektronischer Tanzmusik haben Stil und Klasse. Ich sehe zwar nicht ganz den Sinn darin, die Nummer in eine humoristische Verpackung zu stecken aber okay. Sicher einer der Songs, die ich mir auch weiterhin außerhalb des ESC-Kosmos immer wieder gerne anhören werde.

Platz 10 bis 16

19 Ukraine: Go_A – Shum (10)

Die absolute Überraschung im ersten Halbfinale! Im Vorfeld hörte sich dieser Song schon interessant an. Treibende Beats, die sich im Verlauf der drei Minuten immer weiter steigern und eine hypnotisierende Wirkung entfalten. Flötenspiel, das mich immer wieder an das fantastische Flute Tune Meme erinnert und an mancher Stelle auch Anklänge bei Ruslanas wilden Tänzen. Dazu eine faszinierende Sängerin, die daher kommt wie eine Shopping Queen Kandidatin, die mit Klasse und einer gewissen Arroganz die Konkurrentinnen alt aussehen lässt. Die Bühnenshow passt perfekt dazu und unterstreicht das Mystische an diesem Song. Eine Performance, an die man sich noch lange erinnern wird.

Platz 2 bis 8

20 Frankreich: Barbara Pravi – Voilà (4,6)

Mehr Frankreich geht einfach nicht! Das ist genau das, was der europäische Zuschauer erwartet wenn die Grande Nation die Stimmer erhebt. Man könnte einwenden, dass das wenig innovativ ist und den Wettbewerb nicht weiterbringt. Aber muss es das? Man kann auch einfach mal drei Minuten in einer Sauce aus Klischees baden ohne dabei ein schlechtes Gewissen zu haben. Als Sieger kann ich mir dieses Chanson allerdings nicht vorstellen.

Platz 4 bis 10

21 Aserbaidschan: Efendi – Mata Hari (300)

Die Aserbaidschaner scheinen ein Stück weit vom Motiv der lodernden Flamme besessen zu sein. Kein Jahr, in dem sie nicht die Halle abfackeln. Wie könnte man das besser musikalisch unterlegen als mit einem blitzsauberen Bumsbudensound mit exotischem Einschlag? Dazu reichlich Haut und strapsmäßige Mindesklamotten. Von diesen essentiellen Bestandteilen sollte der Text natürlich nicht ablenken. Hier reichen also ein paar generische Versatzstücke in pseudo-historischem Kontext. Nun sollte nur noch ein mindestens passabler Vortrag hinzukommen. Ist hier alles gegeben. Das kann nur zu einer Einschätzung führen: Ich liebe es!

Platz 10 bis 16

22 Norwegen: Tix – Fallen Angel (250)

Wenn man es drauf anlegt, in möglichst allen zukünftigen ESC Clipshows vorzukommen, sind riesige Engelsflügel eine erfolgversprechende Idee. Dem Song kann ich aber nicht viel abgewinnen. Das ist müde Stangenware und ohne die begleitende Story vom unter Tourette leidenden Interpreten wäre die auch kaum an die Kundschaft zu bringen. Ich lehne jedenfalls dankend ab.

Platz 16 bis 22

23 Niederlande: Jeangu Macrooy – Birth Of A New Age (501)

Macrooy? Hat der nicht mal bei den Bayern gespielt? Und der macht jetzt esoterischen Popschlager? In den Niederlanden durchaus vorstellbar. Die Realität ist aber auch nicht ganz frei von Skurillitäten. Herr Macroy hat ziemlich tief in die Klamottenkiste gegriffen und ein altes Outfit von Kool & the Gang herausgezogen. In diesem trägt er dann ein Lied mit afrikanischen Versatzstücken vor, zu dem jemand staksig seinen Namen tanzt. Das ist alles absolut chancenlos und erfüllt somit wohl die wichtigste Anforderung an den niederländischen Beitrag 2021: es darf auf keinen Fall gewinnen. Die ganze Chose hat schließlich schon mehr als genug gekostet!

Platz 20 bis 26

24 Italien: Måneskin – Zitti E Buoni (3,4)

Rockpalast, die Zweite! Im Vergleich zum finnischen Beitrag haben wir es hier mit der anspruchsvolleren Nummer zu tun. Das liegt weniger am Song als vielmehr am übercharismatischen Sänger. In einer an Freddy Mercury gemahnenden Hose vermittelt zu jeder Sekunde den Eindruck, er wüsste genau was er tut. Das hat einfach Star-Appeal. Vermutlich hat man im italienischen Lager den Finaleinzug der Finnen nicht überschwänglich gefeiert. Schließlich müssen sich nun zwei Acts das rock-affine Publikum teilen. Italien wird das direkte Duell gewinnen, möglicherweise gehen ihnen in diesem Duell aber Punkte verloren, die am Ende den Sieg gebracht hätten.

Platz 1 bis 6

25 Schweden: Tusse – Voices (101)

Man soll ja keine Witze über Namen machen. Also spare ich mir das. Ich muss mir aber die Frage stellen, was denn dieses Jahr beim Melodifestivalen los war? War da wirklich nichts Besseres im Angebot? Voices ist ein wahnsinnig durchschnittliches Lied. Es wird mindestens ok vorgetragen aber unspektakulär in Szene gesetzt. Es ist definitiv weit entfernt von irgendwelchen noch so vagen Siegchancen.

Platz 14 bis 20

26 San Marino: Senhit feat. Flo Rida – Adrenalina (51)

Dieser putzige Zwergstaat war zuletzt so etwas wie der Running Gag des ESC. Über viele Jahre hinweg hat man sich die unmöglichsten Kompositionen von Ralph Siegel andrehen lassen und ist folgerichtig stets bravourös gescheitert. Die diesjährige Interpretin Senhit hat das 2011 auch geschafft und das sogar ohne das Zutun Alf Igels. Interessanterweise hieß Senhit damals noch Senit. Man merkt schon: ein klug platzierter zusätzlicher Konsonant kann den Unterschied zwischen it und hit ausmachen. Hier präsentiert sie uns nun ein Ethno-Power-Pop-Elaborat, das durch den Rap-Part enorm an Spektakel gewinnt. Immerhin wird dieser von Flo Rida übernommen, der vor ca. zehn Jahren mal einigermaßen angesagt gewesen sein soll. Aber dieser Rap-Part dient nicht nur dem Selbstzweck, er macht aus einem eher gewöhnlichen ESC-Song dann doch etwas Besonderes. Schön auch zu sehen, dass Flo Rida neben Senhit im Green Room Platz nimmt und sichtlich Spaß an der Sache zu haben scheint. Kein Wunder, wird er doch währenddessen dauernd daran denken, dass man ihn Minute für Minute mit jeder Menge Kohle zuschmeißt.

Platz 4 bis 10

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