Ich bin ein Ewing

Dallas Skyline
CC-Lizenz by Vittorio Ferrari

Im Alter zwischen zwölf und zwanzig versucht jeder Jugendliche, der etwas auf sich hält, seine Eltern auf Distanz zu halten. Gemeinsame Fernsehabende sind da kontraproduktiv und von dieser Maxime ließ ich nur eine Ausnahme zu. Dienstags zwischen 21.45 Uhr und 22.30 Uhr gesellte ich mich zu Mama und Papa ins Wohnzimmer und wir ergötzten uns gemeinsam an den Neuigkeiten aus DALLAS.  Mein Favorit war von Anfang an, wenig originell, J.R. Ewing. Meine Mutter fand den unehelichen Ewing-Sohn Ray Krebbs so angenehm bodenständig. Was mein Vater von dem ganzen Treiben hielt wurde mangels irgendwelcher Meinungsäußerungen nie so recht deutlich.

Nun war diese Serie für einen Pubertierenden aber auch nicht ganz ungefährlich, ließen sich doch die weiblichen Hauptdarstellerinnen in ihren Verträgen stets eine bestimmte Anzahl von Auftritten im Badeanzug zusichern. Klar, dass Pamela mit ihren hohen Beinausschnitten und drallsten Oben-rum-Rundungen so manchen hormonellen Wirbelsturm bei mir ausöste. Zumindest so lange, bis ich erfuhr, dass ihre von Staffel zu Staffel wachsende Oberweite nicht etwa der Gunst von Mutter Natur zu verdanken war, sondern vielmehr ihrem Gatten Dr. Glassman, der hauptberuflich in Möpsen machte. Zutiefst enttäuscht wandte ich mich mit April Stevens bald dem anderen Extrem zu. Immer noch eine feine Wahl!

Man muss schon zugeben, dass die Serie etwa nach Staffel acht wirklich stark abbaute. Die Stories wurden immer haarsträubender und die nachrückenden Charaktere immer langweiliger. Trotzdem hielt ich bis zum Ende durch und kann mich auch noch gut daran erinnern, dass die allerletzte Folge an einem Freitagabend um 20.15 Uhr lief. Sie endete damit, dass ein Schuss fiel und man durchaus hätte annehmen können, J.R. habe sich das Leben genommen. Dass dem mitnichten so ist, kann man nun seit letzter Woche beim RTL sehen. J.R. lebt, in tiefste Depression verfallen, in einem Seniorenstift. Die Aussicht darauf, Bobby endgültig die Southfork Ranch abluchsen zu können, läßt jedoch seine Lebensgeister wieder erwachen.

Ich hatte ja wirklich Zweifel ob es so eine gute Idee wäre, die TV-Legende schlechthin wiederzubeleben. Nach der ersten Doppelfolge haben sich diese Zweifel aber ganz schnell verflüchtigt. Man merkt, dass die Macher größten Respekt vor der Original-Serie haben und es gibt dermaßen viele Insider-Anspielungen, dass es einem Neueinsteiger gar nicht so leicht gemacht wird. Die altbekannten Schauspieler in den Rollen ihres Lebens wiederzusehen, treibt einem echten Fan fast das eine oder andere Tränchen in die Augen. Patrick Duffy als Bobby (nun an Krebs erkrankt), Linda Gray als Sue Ellen (schöner als je zuvor) und ganz besonders natürlich der legendäre Larry Hagman! Das ist nach drei Jahrzehnten auch ein bisschen meine Familie.

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