Musik zum Anfassen

Bis vor kurzer Zeit konnte ich mich noch genau an das Datum erinnern, an dem ich meine letzte CD gekauft hatte. Es war der 26.01.2009. Der Erscheinungstag von Tonight: Franz Ferdinand. Dieses Album war mir damals so wichtig, dass ich dafür echt am Erscheinungstag in den Laden gegangen bin um es mir so früh wie möglich zu holen. Danach habe ich circa 10 Jahre lang keine CDs mehr gekauft. Das Format fühlte sich für mich antiquiert an. Streaming war das Ding der 10er Jahre. Man kann es auch kaum genug preisen, quasi alle Musik aus allen Jahrzehnten ständig und umgehend zur Verfügung zu haben. Dieser fantastische Vorteil verwandelt sich aber mitunter auch in einen gewaltigen Nachteil. Gestreamte Musik wird schnell beliebig und in der Regel nur noch häppchenweise konsumiert. Das Hören kompletter Alben wird zur absoluten Ausnahme. Dabei ist das doch die Form des Hörens, die die Künstler zumindest bis vor Kurzem beim Produzieren ihrer Musik vorgesehen hatten. Weiterhin muss einem bewusst sein, dass man die Musik vom Streaminganbieter nur mietet. Es gehört einem nicht ein einziger Ton. Keine Note, kein Bit. Unschön ist auch, dass ich zum Hören zwingend eine Internetverbindung benötige. Wenn also irgendwann der Chinese oder die Aliens die dicke EMP-Bombe über Europa zünden, ist Schluss mit lustig. Eigentlich führt also kein Weg an physischen Datenträgern vorbei. 

Vinyl ist natürlich die schönste Lösung. Hat aber auch einige Nachteile. Die nicht gerade kleinen und leichten Platten wollen schließlich aufbewahrt, gepflegt und bezahlt werden. Eine Vinyl-Platte kostet zum Release in der Regel doppelt so viel wie eine CD. Gar nicht mal so selten sind sogar weniger Songs enthalten als auf einer CD. Interessanter als Neuerscheinungen sind da schon Vinyl Neuauflagen von Klassikern. So bekommt man beispielsweise den Back-Katalog von Pink Floyd für rund 20€ pro Platte. Natürlich sind CDs auch unempfindlicher als Vinyls. Nicht so unzerstörbar wie bei ihrer Präsentation Anfang der Achtziger vollmundig angekündigt aber doch immerhin so robust, dass man bedenkenlos auf dem geradezu unerschöpflichen Gebrauchtmarkt zu absoluten Schnäppchenpreisen zuschlagen kann. So habe ich beispielsweise zuletzt die Led Zeppelin Remasters für 2,29€ erstanden. Inklusive Versand wohlgemerkt! Schade, dass es in Düsseldorf keinen Laden für gebrauchte CDs und Schallplatten mehr gibt. Die Holländer haben es da besser. Ich bin zuletzt in Leiden (124.000 Einwohner) auf drei solcher Läden gestoßen. Keiner unter 200qm und gefüllt mit Schätzchen ohne Ende. Ein Traum!

Neben Gebraucht-CDs habe ich es besonders auf Box-Sets oder Deluxe Editionen abgesehen. Hier drei besonders schöne Beispiele.

Oft nehme ich mir abends eine Stunde Zeit, lege eine CD ein oder Vinyl auf und höre mir dann ganz bewusst und mit Kopfhörern ein komplettes Album an. Weil ich ja so ein Tracker und Listen-Geek bin, wird das dann immer brav bei Last.fm hinterlegt. Wenn ich mir da meine Scrobbles der letzten Monate anschaue, beschleicht mich doch das Gefühl, dass ich langsam alt geworden bin. Auch auf meinem Wunschzettel tummeln sich lauter Dinos: Beatles, Stones, Steve Hackett, Yes, Neil Young, The Kinks. Wenn ich doch nur über Musik schreiben könnte! Aber das habe ich schon oft versucht und nie ist etwas Brauchbares dabei rausgekommen.

Dann habe ich schließlich auch noch die gute alte Musikkassette für mich wiederentdeckt. Bemüht witzige TV-Shows im Stile von “Die Achtziger Show” oder “Comeback oder weg?” stricken zwar stets am Mythos, die Kassetten hätten uns mit miesem Klang und ewigem Bandsalat geärgert aber das ist natürlich kompletter Nonsens. Eine Aufnahme, die mit einem guten Tapedeck auf eine gute Kassette gemacht wird, ist klanglich über jeden Zweifel erhaben. Vor allem darf man aber nicht außer Acht lassen, dass es einfach einen riesigen Spaß macht, Musikkassetten zu bespielen. Ich habe zuletzt ein Mixtape meiner liebsten Vinyl Singles angefertigt, das eine oder andere Vinyl Album überspielt und um der Absurdität die Krone aufzusetzen, habe ich sogar Spotify Playlists “analogisiert”. Klar, dass das ziemlich sinnfrei ist. Das ist Angeln oder Wandern aber auch und trotzdem machen es Leute einfach nur weil sie Spaß daran haben. Etwas problematisch ist allerdings die Beschaffung von Kassetten. Fabrikneue Kassetten bekommt man nur noch in der vergleichsweise schlechten “Type I” Qualität, zudem noch recht teuer. Der Gebrauchtmarkt bietet noch einiges an “Type II” Bändern, also Chromedioxid” an. Die sind allerdings auch recht teuer und man muss aufpassen, dass man sich keine abgerockten Bänder an Land zieht. Ich habe aber erst gestern eine gebraucht erworbene BASF Chrome Super II bespielt und das Ergebnis war großartig. Wenn man seine Kassetten dann ein wenig hübsch und einheitlich haben möchte, hilft dieses J-Card Template. Ich bin mit den Ergebnissen sehr zufrieden.

Nach Vinylplatten, Kassetten und CDs reizt mich jetzt noch das MiniDisc Format. Das ist in seiner kurzen Blütezeit in den ausgehenden Neunzigern völlig an mir vorbeigegangen. Die Aussicht auf Musik in annähernd CD-Qualität zum Mitnehmen finde ich nun aber schon verlockend. Also mal schauen, was der Gebrauchtmarkt so hergibt.

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